Fernweh, Haustausch
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Haustausch: My home is your castle

“Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen”.

Schon lange trug ich mich mit dem Gedanken des Haustausches. Ich war fasziniert von der Idee, im Urlaub einfach das Häuschen zu tauschen, die eigene Komfort- bzw. Sicherheitszone zu verlassen (nämlich kein Hotel zu buchen), mal wieder über den Tellerrand zu schauen, neue Länder und unbekannte Landstriche zu entdecken und das alles unschlagbar günstig. Die einzigen Kosten, die entstehen, sind die jährliche Anmeldegebühr beim Haustauschportal sowie Anreisekosten und Verpflegungskosten, aber die hat man ja sowieso. Kosten für Logis entfallen, so dass auch mal ein Flug im Budget ist, der vielleicht in der Hauptsaison mit Familie sonst nicht erschwinglich gewesen wäre. Ich musste also nur noch meine 3 Männer überzeugen. Gesagt, getan. Aber wer soll schon nach Bietigheim-Bissingen tauschen wollen, stichelten Kollegen und Bekannte. Ich war mir da auch nicht so sicher, standen und stehen wir doch in Konkurrenz zu “Places to go” wie Berlin, Hamburg, München, Alpen etc. Aber das Interesse an unserem Häuschen in Bi-Bi ist bemerkenswert: Wir konnten uns schon über Anfragen aus den USA, Kanada, Brasilien, Island und Irland wundern. Besonders beliebt scheint Bi-Bi in Spanien zu sein, was uns sehr freut, haben wir doch eine Faible für Spanien und die spanische Sprache und Kultur.

Da wir vollkommen unbeleckt waren, haben wir uns die verschiedenen Haustauschportale angeschaut.  Bei der Wahl unseres Hausportales ließen wir uns vom  Internetauftritt und der Möglichkeit einer Probemitgliedschaft leiten. Einmal das Profil angelegt, blieben wir dann dabei 🙂 Von unserer ersten Tauschfamilie ließen wir uns einfach finden. Ursprünglich wollten wir uns langsam an das Abenteuer Haustausch ran tasten und innerhalb Deutschlands für Kurzferien oder ein verlängertes Wochenenden tauschen… Tja, getauscht haben wir dann 3 Wochen mit einer Familie aus Valencia. Dazu in einem späteren Post.

Unsere Vorbereitungen

Wir wohnen nun schon lange in unserem Häuschen und haben einen großen Keller, in dem sich im Laufe der Zeit einiges angesammelt hat… Also hieß es ENTRÜMPELN. Ich habe zwischendurch des Öfteren geflucht und die Idee des Haustausches verflucht, obwohl auf meinem Mist gewachsen. Um ehrlich zu sein: mit soviel Aufwand vorab hatte ich nicht gerechnet. Aber einmal erledigt, sind wir nun für die kommenden Haustausche gerüstet.

Hier unsere To do – Liste:

  • Keller entrümpeln, Zimmer aufräumen
    • alte Bücher verkaufen, z.B. bei Momox oder Rebuy
    • alte Klamotten entsorgen, z.B. Kleiderspende, Kindersachenbasar
  • Kinderzimmer aufräumen, alte Schulsachen entsorgen, ungespieltes Spielzeug verkaufen: Kindersachenbasar, ebay-Kleinanzeigen
  • Küchenschränke aufräumen, Kühlschrank abtauen
  • Bedienungsanleitungen erstellen und ins Englische übersetzen
  • Ausflugsliste erstellen und ins Englische übersetzen
  • Telefon Flatrate Europa abschließen
  • Freunde und Nachbarn bitten, die Tauschgäste zu empfangen und ggfs. für Fragen zur Verfügung zu stehen
  • Platz in den Schränken schaffen, heißgeliebtes Spielzeug der Kinder, z.B. Lego wegräumen -> Umzugskartons bestellen und mit den entsprechenden Sachen füllen
  • Betten frisch beziehen und Handtücher bereitlegen

Pros und Cons

Pros

  1. fremde Länder auf eine andere Art und Weise kennnenlernen, nämlich authentisch und kulturell bereichernd ->Leben wie die Einheimischen
  2. Möglichkeit, internationale Freundschaften zu schließen
  3. überall hin reisen und die Welt entdecken: egal ob in einer angesagten Stadt, auf dem Land, alleinreisend, als Paar oder Familie -> Du findest bestimmt eine passende Unterkunft
  4. Überraschungseffekt: Dich verschlägt es in Gegenden, von denen Du bisher wahrscheinlich nicht geträumt hast, z.B. nach Bietigheim-Bissingen 😉
  5. im Urlaub wie zu Hause fühlen, in einer Wohnung oder Haus mit allem Komfort
  6. keine Sorgen machen um den vollen Briefkasten, zu gießende Pflanzen oder Haustiere
  7. keine Babyausstattung oder Spielzeug mitnehmen, falls Du mit einer Familie tauschst
  8. kostengünstig -> gratis logieren (es fallen nur Anmeldegebühren für das Haustauschportal in Höhe von 100 – 150 €/Jahr an)
  9. evtl. Autotausch möglich

Cons

  1. hoher Vorbereitungsaufwand: was Du an Geld sparst, investiert Du an Zeit
    • andererseits erstrahlt Deine Bude endlich mal wieder im neuen Glanz -> wie Silbermond treffend beschreibt: “es reist sich besser mit leichtem Gepäck” 🙂 Lyrics, Youtube-Video
    • Unterstützung zum professionellen Entrümpeln findest Du u.a. bei relleomein, einem Klasse-Blog rund um Ordnungsideen, DIY und Rezepte
  2. Vertrauensvorschuss: letztendlich weiß man nicht, ob die Gastfamilie die gleichen Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit hat, wie man selber und ob man die Gastwohnung, aber auch die eigene Wohnung nach Rückkehr in dem gewünschten Zustand vorfindet

Bedenken zerstreuen

Haustausch basiert auf Ehrlichkeit, Vertrauen, Respekt, Verbindlichkeit und einem gewissen Maß an Vorbereitung. Letztendlich sitzen die Tauschpartner im selben Boot, heißt die Tauschpartner befinden sich in der selben Lage, und stellen sich die gleichen Fragen. Es fühlt sich zunächst tatsächlich komisch an, sein Heim jemand Unbekanntem zu überlassen. Deshalb ist es wichtig, sich im Vorfeld etwas besser kennen zu lernen, z.B. während eines Telefonates oder noch besser mittels Skype oder Video-Chat. Auf der Tauschplattform kannst Du Dich genau über das Angebot und die Tauscherfahrung Deines Partners informieren.

Haustausch ist erprobt und wird seit mehr als 60 Jahren praktiziert, d.h. es wurde mehrere Mio Mal getauscht überall auf der Welt, allein das Homelink-Portal verzeichnet seit 1953 über 9 Mio Tausche.

Laut Home for home tauschen mehr als 80% Personen, die Haustausch ausprobiert haben, erneut.

Intervac wirbt damit, dass die “Mitglieder wissensdurstig und interessiert …. sind, oft selbst Hausbesitzer und ein gutes Einkommen haben. Sie schließen gern Freundschaften auf ihren Reisen, sind offen und vor allem: seriös und verlässlich!”

Sollte der Tausch trotzdem unzufrieden gelaufen sein, kannst Du ein entsprechendes Feedback zum gemachten Tausch abgeben.

Haustausch-Etikette

  • Beschreibe Dein Heim, wie es ist und schummele nicht. Schließlich willst auch Du nicht bei Deiner Ankunft im Tauschobjekt Deiner Wahl enttäuscht sein.
  • Hinterlasse Dein Heim in dem Zustand, in dem Du es gerne vorfinden würdest, also gereinigt und gelüftet. Und verlasse das Tauschobjekt wie Du es vorgefunden hast und Deine Wohnung wieder vorfinden möchtest, nämlich gereinigt und gelüftet. Dringende Empfehlung: formuliere vor dem Tausch klar und deutlich, was Du unter sauber und ordentlich verstehst. Dein Tauschpartner mag andere Ansprüche haben. Tausche möglichst auf gleichem Niveau, z.B. Familie <-> Familie, so baust Du Enttäuschungen vor. Familien mit wenig Zeit sind wahrscheinlich etwas großzügiger was Krümel im Besteckkasten oder Bett angeht als Paare oder Singles.
  • nette Willkommensgeste: Dein Tauschpartner freut sich sicherlich über eine kleine Aufmerksamkeit: eine Flasche Wein oder einen Früchtekorb oder eine Notration im Kühlschrank, wenn die Anreise am Wochenende erfolgt. Unsere spanischen Tauschpartner haben uns z.B. mit einer selbst gemachten Paella überrascht.

Einstimmung

Haustauschportale

  • Haustauschferien (65.000 Angebote aus 150 Ländern)
  • Homelink (60.000 Angebote, mehr als 9 Mio Tausche seit 1953)
  • Home for home ( > 44.000 Häuser in 131 Ländern, > 180 täglichen Tauschanfragen)
  • Intervac (laut eigenen Angaben das Original und seit 1953 führendes Haustauschportal, 30.000 Mitglieder, 45 Länderorganisationen)
  • Tauschdeinhaus (11.000 Mitglieder)
  • flats and friends (766 Wohnungen in 24 Städten, Stand Februar 2016)

Fazit

Eine interessante und lohnenswerte Alternative, Urlaub zu machen insbesondere in der Hauptsaison.

Unsere Haustauscherfahrungen

Beitragsbild: © Pixabay

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