Haustausch
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Oops! We did it again. Haustausch Belgien

Die kühle Jahreszeit hat Einzug gehalten. Zeit, sich gemütlich in die Wohnhöhle zurückzuziehen, etwas runterzuschalten, ein gutes Buch zu lesen oder ein paar Zeilen zu tippern…

Rückblick

Januar/Februar: Hochsaison im Anbahnen von Haustauschbeziehungen. Dieses Jahr würden wir gerne nach Skandinavien bzw. die Benelux-Länder tauschen. So können wir im Anschluss noch unsere Familien im Hohen Norden bzw. Mitteldeutschland besuchen. Italien und Frankreich liegen leider in der falschen Richtung.

Wir finden eine nette Familie mit tollem Häuschen unweit der belgischen Nordseeküste, skypen und werden uns einig.

Endlich Sommer!

Auf unserer Anreise gen Belgien treffen wir uns mit unserer Tauschfamilie zu Kaffee, Eis und Pläuschen. Und es bestätigt sich: die Chemie stimmt. Was beim Haustausch prinzipiell nicht notwendig ist, da wir ja nicht zeitgleich unterm gleichen Dach weilen, aber es erleichtert die Angelegenheit doch ungemein und vermittelt ein gutes, beruhigendes Gefühl. Zuversichtlich geht’s weiter Richtung Urlaub.

Tag 1: Ich find’s cool, cool, cool. Es regnet, 19 °C, Mittagszeit. Ich sitze am Küchentisch mit Blick in den Garten und bin tiefenentspannt, trotz schlechtem Wetters. Die Jungs zocken, aber auch das stört mich im Moment nicht wirklich. Sind ja Ferien 😉 Eigentlich wollte ich ein paar Ausflüge planen mittels Pinterest und ein paar lesenswerten Blogs. Bloggen stand nicht auf dem Plan. Bin diesbezüglich gerade in der Sinnkrise. Nun schreibe ich doch spontan los. Mal sehen, wohin das führt… Vielleicht entdecke ich die Lust am Bloggen ja doch wieder??? Zumindest an der Langsamkeit des Seins 🙂

Das Haus ist der Hammer. Riesig. Ein Stadthaus mit großem Garten. Und reifen Brombeeren. Wir entdecken einige Übereinstimmungen im Einrichtungsstil. Ich fühl mich gleich zu Hause. Die Männer auch.

brombeeren

Brügge

Am 3. Tag regnet es immer noch. Langsam schlägt mir das Wetter doch aufs Gemüt. Wir beschließen, am Nachmittag nach Brügge ins S+R Olympia-Bad zu fahren. Komischerweise sind wir dort nicht alleine, das Bad wegen Überfüllung geschlossen. Also kurzfristige Planänderung. Wir sind ja schon in Brügge, also auf ins Historium. Wir müssen uns jedoch spurten, denn der letzte Einlass ist 17:00 Uhr. Die Parkplatzsuche stellt sich als schwierig heraus. Ein netter Belgier klärt uns auf, dass es einen unschlagbar kostengünstigen Parkplatz am Bahnhof gibt mit kostenlosem Bus-Shuttle in die Stadt. Außerdem nutzt er die Gelegenheit, uns mit weiteren Tipps und Infos zu Brügge zu versorgen. Wahrscheinlich ist er ein verkappter Stadtführer. Die Zeit läuft gegen uns. Also fix zum Parkplatz, den Bus haben wir schnell klargemacht. Dieser fährt direkt durchs Stadtzentrum, was wir leider nicht erkennen bzw. nicht wahrhaben wollen, steht doch der Markt als Endstation auf dem Fahrplan, kann also unmöglich nach 2 Haltestellen erreicht sein. Nach ca. 10 min beschleicht uns das Gefühl, uns von der Stadt zu entfernen… Dem Busfahrer entringt sich ob meiner Nachfrage ein belustigtes Lächeln. Er empfiehlt uns, besser auszusteigen und mit dem nächsten Bus zurückzufahren. Das tun wir dann auch, um 15 min später wieder in seinen Bus einzusteigen… Nun ja, was soll ich sagen, das Historium haben wir an diesem Tag verpasst. Stattdessen testen wir uns durch die Schokoladenläden Brügges. Nicht das schlechteste Alternativprogramm 🙂 . Abschließend essen wir in der Frituur Vincent. Schokolade und Fritten: was braucht man mehr zum Glücklichsein????

Ein paar Tage später statten wir Brügge einen erneuten Besuch ab, schließlich wartet das Historium noch auf uns. Wir werden auf eine kurzweilig und unterhaltsam Reise in das mittelalterliche Brügge genommen und haben dabei die jeweiligen Räumlichkeiten ganz für uns alleine. Wo sind die ganzen Touris? Wahrscheinlich im Schokoladenhimmel.

Belgische Schokolade

Im Schokoladenhimmel

Auf meiner Brügge – To do Liste wimmelt es von touristischen Ratschlägen und Highlights, aber irgendwie sind die Kinder immun dagegen. Komisch. Ein Kompromiss her, der da heißt: kindertaugliche Stadttour. Wir hangeln uns also von Schokoladenladen zum Waffelstand und von dort zur Frittenbude. Die Wege dorthin plane ich, also unauffällig am Belfried vorbei, durch die Wollstraat etc. Eine Bootstour fällt auch noch ab. So sind am Ende des Tages alle glücklich und zufrieden.

Gut zu wissen:
  • Lecker belgische Schokolade gibt es in Brügge am Simon Stevinplein, nämlich bei Chocolate Line (beste Schokolade Belgiens, erhielt u.a. den International Chocolat Award 2016 in Gold) und bei Chocolatier Dumon (verwöhnte unseren Gaumen als Gastgeschenk in unserem Tauschhaus und wurde von uns kiloweise ausgeführt, laut Gault & Mirault: Best of Belgian Chocolate 2016)
  • Lecker Waffeln z.B. am Waffelstand “Caramel” in der Wollestraat 20
  • Bier: z.B. The Bottle shop, Wollestraat 13 oder The Beer wall 2be, Wollestraat 53
  • Parken: am Bahnhof (Station) für 3,50 € pro Tag, kostenloser Bus ins Stadtzentrum -> günstiger geht‘s nicht

Belgiens Küste

Irgendwie ist uns das Wetter nicht hold, so dass wir nicht wirklich in den vollen Genuss der vielgepriesenen belgischen Nordseeküste kommen. Diese zieht sich fast 70 km lang von De Panne im Westen nach Het Zoute im Osten. Die Ortschaften lassen sich wohl am besten mit der Kusttram erkunden, was wir zugegebenermaßen nicht getan haben. Unsere Ausflugsbasis war ca. 30 km von der Küste entfernt, so dass wir von dort unsere Tagesziele ansteuerten.

Wenduine

Der belgische Strand ist fein und weiß und zu Ebbezeiten bis zu 350 m breit. Das Wasser ist relativ flach und von daher ist das Revier bestens geeignet, um von Familien erobert zu werden. Am besten mit dem Blick aufs Wasser und der unschönen Küstenbebauung im Rücken. Sorry, aber das haben die Belgier nicht wirklich gut hinbekommen. Die Wassertemperatur von ca. 20 °C schreckt mich als Ostseekind nicht wirklich ab, eher machen uns die Außentemperatur < 20 °C und der stetige Wind zu schaffen, die nicht wirklich zu einem Strandbesuch einladen.

Ebbe

Parken hat sich als schwierig herausgestellt. In den Städten gibt es aber oftmals kostengünstige Parkplätze außerhalb mit kostenlosem Bus-Shuttle. Das lohnt sich wirklich, ist doch die Parkplatzsuche in den überfüllten Innenstädten echt nervenaufreibend.

Das Wasser muss 22° haben. Es kostet relativ wenig Überwindung sich in die Wellen zu stürzen. Sogar wir Erwachsene sind schnell im Wasser. Dann schlägt die Ebbe zu. Eben noch am Wasser, verschwindet das Wasser Stück für Stück. Gegen 19Uhr hat sich das Wasser um 80m entfernt. Die Kids sind begeistert. Auf den neuen trockenen Flächen entsteht so z.B. eine Weitsprunganlage. Ich liege endlich mal am Strand und lasse die Seele baumeln. Wir haben endlich Urlaub! So haben wir uns das vorgestellt. Solange das Wetter mitspielt, werden wir zum Strand gehen.

Oostende

Der Parkplatz liegt etwas ab vom Schuss (ca. 30min Fußweg bis zum Sandskulpturenfestival an der Promenade), was uns aber ermöglicht, Oostende zu Fuß zu erkunden, sehr zur Freude unserer Kinder ;-). Endlich tauchen die Rock Strangers, interessante rote Metallknitterboxen vom belgischen Künstler Arne Quinze auf. Sie wetteifern mit den Figuren der weltweit größten Sandskulpturenausstellung um unsere Aufmerksamkeit. Die ca. 150 Sandportraits sind genial gemacht. Besser noch sind die Filmszenen.

Wenduine

Es ist gerade Ebbe. Der Wind ist unglaublich stark und fegt weißen Sand in Streifen über den Strand. Kitesurfer springen meterweit durch die Lüfte. Genial! Junior 2 ist nicht zu bremsen und möchte sofort ins Wasser, obwohl es nach elterlichem Ermessen bitter kalt ist. Kurze Zeit später taucht er in eine knietiefe Wassermulde. Nachdem wir das Kind trocken gerubbelt haben, verspeisen wir frische Waffeln von Annies Waffelstand. Ein Tipp von einem anderen Haustauscher, der letztes Jahr „unser“ belgisches Haus bewohnte. Total lecker!!!

De Haan

Unser absoluter Favorit. Kleiner Ort, in dem schon Albert Einstein weilte. Schöner Strand. Parken etwas außerhalb am Straßenrand Richtung Ostende. Der Blick über das Meer ist toll. Es kommen später sogar ein paar Pferde mit Reitern am Strand entlang galoppiert. Wir beschließen den Abend in De Haan. Holen uns noch 3 Pizzen und verspeisen sie am Strand.

Blankenberge

Belgium Pier mit Storm-EXPO, nette Alternative bei Regenwetter, unserer Meinung nach aber nicht wirklich lohnenswert, Het Zwin ist deutlich spannender.

Knokke-Heist / Het Zwin

Wir besuchen das niegelnagelneue interaktive Naturzentrum im Naturpark Zwin. Nach einer kurzen Stärkung im parkeigenen Restaurant bekommt jeder seinen Vogel zugewiesen ;-).Wir sind Turteltaube, Pfahlschnepfe und 2x Flußseeschwalbe. Unglaublich, was man an Infos über Vögel raus holen kann. Allein schon der jährliche Zug in den Süden ist beeindruckend. Mit dem Patenvogel auf der Karte geht’s durch etliche Stationen. Am Langstreckensimulator schraubt man sich als Storch hoch in die Luft. Wir schlagen mit den Flügeln, umfliegen Hindernisse und angreifende Raubvögel. Volle 2 Stunden verbringen wir in der Ausstellung mit anschließendem Spaziergang im Naturpark. Einfach toll gemacht.

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Naturpark Het Zwirn

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Flugschule

Dann geht’s zum Strand von Knokke-Heist. Der Strand ist nicht sehr breit. Die im Vergleich zur restlichen belgischen Küste wesentlich niedrigere Bebauung schön hinter der Düne versteckt. Ein Spaziergang auf der Promenade führt an einigen coolen Beachclubs vorbei. Hier scheinen vor allem die Reichen und Schönen zu chillen. Getränke unter 10 € gleich Fehlanzeige. Männer in Poloshirts und farbigen Designerbrillen jonglieren die Sektkübel zu ihren Damen in Kleidchen und High heels. Es sieht alles schick aus. Wir in Jeans und Joggingjacke fühlen uns leider etwas deplatziert.

kneist

Auf meinem Plan, aber leider nicht geschafft, da eindeutig was für Frühaufsteher: die Krabbenreiter von Oostduinkerke, übrigens seit 2009 unter UNESCO-Weltkulturerbe. Siehe auch den Blogbeitrag von Andersreisen: Pferdefischer: Hoch zu Ross auf Krabbenfang in Flandern.

Freizeitpark Bellewaerde

In der Nähe von Ieper befindet sich einer der zahlreichen belgischen Freizeitparks: Bellewaerde. Sehr schön angelegt mit 4D-Kino und zauberhaften Fahrgeschäften für Groß und Klein. Eine Mischung aus Texas, Mexiko, Indien, afrikanischer Savanne. Leider überall Warteschlangen, fast immer 30min Anstehzeit. Wir können nur wenige Stationen besuchen, haben am Ende aber doch alles irgendwie mal gesehen. Am besten gefällt uns das Houdini-Haus, die perfekte Täuschung der Wahrnehmung. Hier drehen sich „nur“ die Wände, aber wir glauben, wir würden auf dem Kopf stehen. Mulmiges Bauchgefühl inklusive. Im 4D-Kino flattern uns Fledermäuse um die Beine, im Jungleboot platschen neben uns Kugeln ins Wasser. An der Wildriverbahn dürfen wir unser VIP-Ticket einsetzen, schlängeln uns an der Warteschlange vorbei, um sofort in den Schlauchring zu steigen. Mit der Parkbahn fahren wir direkt durch das Tiger- und Löwengehege. Voll langweilig, die Tiere liegen sowieso schlafend rum. In der Hurrican-Achterbahn fahren wir im Halbdunklen durch Wasser, Wind und Sturm. Das ist toll gemacht.  Unterwegs stoppen wir an einer Frituur und ziehen – ganz belgisch – Fritten und Burger rein.

Tipp

Online und vorab buchen lohnt sich. Man kann bis zu 4 € p.P. sparen. Das vorab buchen eines Verpflegungspaketes fanden wir nicht so lukrativ, denn im Park gibt es viele unterschiedliche Angebote, um seinen Hunger zu stillen. Wir haben auf dem Rückweg in einer der vielen Frituur’s am Wegesrand sehr gut und erschwinglich gevespert. Ach, und falls eine Besucherumfrage am Eingang stattfindet, teilnehmen. Im Gegenzug erhälst Du einen Voucher, der Dich berechtigt an einer Attraktion Deiner Wahl vorrangig einzutreten. Das erspart Dir doch einiges an Schlange stehen, denn der Park ist in der Ferienzeit gut frequentiert und Wartezeiten somit vorprogrammiert. Am besten aufteilen und die Fragen mindestens 2 x beantworten 🙂

Fazit

Haustausch lohnt sich. Belgien auch! Wobei wir feststellten, dass man nur gleichwertig tauschen kann, heißt Häuschen in der Provinz gegen Häuschen in der Provinz. Will man aus der Provinz kommend eine hippere Umgebung erkunden, muss man Abstriche in der Größe des Tauschobjektes machen. Oder anders ausgedrückt: Wohnt man in einer angesagten Stadt bzw. Gegend (Meer oder Berge), hat man sicherlich mehr Auswahl, was Ziel und Tauschobjekt angeht.

Weiterschmökern

Für unseren Belgien-Trip ließ ich mich inspirieren von:

Den vielgepriesenen Film: “Brügge sehen und sterben” müssen wir unbedingt nachholen.

 

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